Was sagen die Bregenzer Bürgermeisterkandidaten?

Wir haben Markus Linhart, Sandra Schoch, Michael Ritsch, Philipp Kuner und Alexander Moosbrugger gefragt …
Unterstützen Sie eine mehrgleisige, unterirdische Bahntrasse im Großraum Bregenz? Falls ja, wie werden Sie sich in der nächsten Periode für Vorsorgemaßnahmen und Planung einsetzen?

MARKUS LINHART, Bregenzer Volkspartei: „Die Vision, die Hürde der Bahntrasse zu beseitigen und Bregenz damit unmittelbar an den See zu rücken, ist vermutlich genauso alt wie die Bahntrasse selbst – und das mit gutem Grund! Es ist eine Vision, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Wesentlich scheint mir die Zweigleisigkeit, weil sie für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Bregenz und Vorarlberg unabdingbar ist. An dieser Forderung gegenüber Bund, Land und ÖBB halte ich nach wie vor fest. Technisch ist (fast) alles machbar. Die Entscheidung über die richtige Lösung muss nach dem Grundsatz erfolgen, dass keine Nachteile für die hier lebenden Menschen entstehen. Es wäre wohl ein Leichtes, wenige Tage vor der Gemeinderatswahl im Wahlkampf den Menschen einfach alles zu versprechen, ungeachtet der Realisierbarkeit. Verantwortungsvolle Politik heißt aber, die Aufgaben für alle Menschen in der Stadt ernst zu nehmen, heute anstehende Entscheidungen zu treffen und dabei die großen Ziele für die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren.“

 

SANDRA SCHOCH, Die Grünen Bregenz: „Derzeit setzen wir unsere ganze Energie in den neuen Bahnhof als neue Mobilitätdrehscheibe für Bregenz ein. Der Bahnhof in Bregenz zählt zu den hässlichsten Bahnhöfen in ganz Österreich und kann auch die Herausforderungen moderner Mobilitätspolitik nicht mehr abdecken. Hier ist es nun gemeinsam mit dem Land gelungen die ÖBB von einem Neubau zu überzeugen. Dieses Projekt wird auch die nächsten fünf Jahre weiterhin politische Unterstützung benötigen und dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein. Bregenz darf hier nicht zurückfallen. Als Faktum kann weiters festgehalten werden: weder die ÖBB noch das Land planen derzeit weitere Infrastrukturprojekte in Bregenz. Im Gegenteil, es werden dezidiert der Ausbau der Arlbergstrecke und das grenzüberschreitende S-Bahn- Projekt FL.A.CH priorisiert. Ohne die beiden wichtigsten Projektpartner im Boot wird es für Bregenz jedoch schwierig. Es gibt Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten, die einem als Kommunalpolitikerin nicht immer gefallen, aber manches muss man auch zur Kenntnis nehmen und auf die Möglichkeitsfenster der Zukunft setzen. Die sanfte Mobilität und der öffentliche Verkehr werden von uns Grünen Bregenz immer voran getrieben werden. Wir freuen uns hier über Verbündete und kämpfen weiter mutig für den Klimaschutz.“

 

MICHAEL RITSCH, Team Bregenz – Michael Ritsch: „Die Weiterentwicklung unserer Stadt ist mir ein großes Anliegen. Konkrete Maßnahmen sind umso wichtiger, als dass die Stadtregierung hier sämtliche Möglichkeiten der letzten 20 Jahre verschlafen hat. Aus diesem Grund setze ich mit den InitiatorInnen von „Vision Urbanes Leben Bregenz“ dafür ein, dass das Zentrum von Bregenz völlig neu gestaltet wird. Auf dem Gebiet von Seequartiers und des Seestadtareals sollen mehr als 2.000 Menschen Wohnraum finden. Der Bahnhof soll ins Zentrum rücken und der Verkehr soll – beginnend von der Quellenstraße bis zum Postamt – über 900 Meter unterirdisch geführt werden. Die Vorschläge von „mehramsee“ lassen sich ideal mit diesem Projekt kombinieren. Ich stehe der Initiative sehr wohlwollend gegenüber. Daher möchte ich gleich nach der Wahl einen Grundsatzbeschluss mit den neu gewählten StadtvertreterInnen fassen, die auch die unterirdische Verlegung der Bahntrasse umfasst.“

 

PHILIPP KUNER, FPÖ Bregenz: „Die Vision des frei zugänglichen Bodenseeufers sowie das Zusammenwachsen der Stadtteile, sehen wir Freiheitlichen als die einzig zukunftsträchtige für Bregenz. Auf den freiwerdenden Flächen können Begegnungszonen und leistbarer Wohnraum geschaffen werden. Immerhin würden durch die Tieferlegung von Schiene und Straße bis zu 150.000 m2 nutzbare Flächen entstehen. Wir Bregenzer Freiheitliche setzten uns dafür ein, dass dieses Projekt so weit geplant wird, um sich für eine EU-Finanzierung im Rahmen des Green-Deals zu bewerben. Die jüngste Machbarkeitsstudie aus dem Jahre 2003 sagt zudem aus, dass es teurer ist dieses Projekt nicht umzusetzen. Mit anderen Worten ist der Nutzen dieses Projektes für Bregenz größer als die Kosten. Auch die Aussage des Bregenzer Bürgermeisters zu dieser Studie ist interessant. Zitat aus den VN vom Dezember 2003: „Wenn es einen Weg gibt die Bahn weg zu bekommen, kann man gar nicht euphorisch genug sein.““

 

alexander moosbruggerALEXANDER MOOSBRUGGER, NEOS Bregenz: „Grundsätzlich ist die Unterflurvariante nur eine der möglichen Varianten, um die Gleise vom Ufer zu entfernen. Der Charme bei dieser Variante ist, dass an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet werden kann und die Bauzeit dementsprechend kurz wird. Das „big picture“ sieht aber mehrere Möglichkeiten vor. Fest steht – unumgänglich und final: es muss eine mehrgleisige Bahnverbindung zwischen Deutschland und Vorarlberg geben und Bregenz ist der Schlüssel dazu. Unser Vorgehen: Die Stadt Bregenz legt ein Konzept für die Zielerreichung vor; Erstellung eines grenzüberschreitenden Bahngrobkonzepts unter Einbindung der Schweiz und Deutschland für Personen- und Güterbahnverkehr mit konkreten Zielsetzungen; Aktualisierung der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2003 und Anpassung an die heutigen Rahmenbedingungen; Erstellung einer zusätzlichen Kosten-Nutzen-Untersuchung nach rein volkswirtschaftlichen Kriterien als eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für diese öffentliche Infrastrukturinvestition; Auf Basis der oben angeführten Untersuchungsergebnisse, die auch den erforderlichen Leistungsumfang definieren, ist die Finanzierung der Investition unter Einbezug möglicher EU-Subventionen und alternativer Finanzierungsansätze darzulegen; Zuletzt erfolgt die Erstellung von: Grobzeitplan für die Planung (3 bis 5 Jahre), Genehmigungsverfahren (3 bis 5 Jahre) und Umsetzung der Bahnausbaumaßnahmen (ca. 5+ Jahre). Das ist grundsätzlich zwar die Aufgabe von Bund, ÖBB und Land, jedoch ist stets die Stadt Bregenz einzubinden.“